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ME/CFS (Longcovid): Kann eine Familiengeschichte eine Auswirkung auf die Krankheit haben? Sind Symptomaufstellungen ein möglicher Lösungsweg für Betroffene?

Quelle: Holsteiner Courier, Donnerstag 10. Juli 2025, Seite 19, Leistungsturnerin durch ME/CFS ausgenockt
Quelle: Holsteiner Courier, Donnerstag 10. Juli 2025, Seite 19, Leistungsturnerin durch ME/CFS ausgenockt

Systemische Lösungswege für ME/CFS- und Longcovid- Patienten

Alleine in Schleswig-Holstein soll es 92.000 Patienten laut der Betroffenen-Sprecherin von "PiEr Schleswig-Holstein e. V." Barbara von Eltz geben. Eine Zahl, die die Schwere der Krankheit "ME/CFS - Longcovid" unterstreicht und doch im Moment wenig medizinische Hilfe als Antwort bereit hält. Heute erschien im Holsteiner Courier zum wiederholten Mal in diesem Jahr ein dramatischer Krankheitsbericht. Bis heute gibt es keine wirksame Therapie und bisher können nur einzelne Symptome mit Medikamenten behandelt werden, neben der teueren selbst zu zahlenden Blutwäsche oder speziellen Medikamenten. Die Erschöpfungszustände und die einhergehenden eingeschränkten Leistungsfähigkeiten, zusammen mit den Schmerzen konnten bisher nur selten ein Leben wie vor dem chronischen Fatifue-Syndrom (CFS) wiederherstellen.   

Bei der Systemaufstellung geht der Blick auf familiäre, generationsübergreifende Hintergründe, die zum Baustein eines ganzheitlichen Behandlungskonzeptes werden.

Und mit Systemaufstellungen sollen nun Lösungswege möglich sein? Als anerkannter Systemaufsteller (DGfS) sage ich "Ja!", denn wo sollte der Unterschied beispielsweise zu Multiple Sklerose oder Autoimmunkrankheiten auf anderen Krankheitsfeldern liegen? Seit über 20 Jahren sind Symptomaufstellungen bei schweren und lebensbedrohlichen Krankheiten eine mögliche Lösungshilfe.

Bei der Systemaufstellung geht der Blick auf familiäre, generationsübergreifende Hintergründe, die zum Baustein eines ganzheitlichen Behandlungskonzeptes werden. Im Februar 2025 ging eine Meldung durch die Presse, dass 860.000 Schleswig-Holsteiner mit Rückenschmerzen in Behandlung sind und somit viele Fehltage im Raum stehen sowie der eigentliche Schmerz. Rückschmerzen sind für mich ein Symptom, hinter dem möglicherweise ein seelischer Schmerz verborgen ist. Wäre es nicht unglaublich, wenn in einer Symptomaufstellung diese Beschwerde aufgestellt werden könnte, verbunden mit einer möglichen Entlastung? „Was beschwert uns so sehr, dass der Rücken schmerzt?“ lautet meine ernstgemeinste Frage.

Diese Frage darf abgewandelt auch bei ME/CFS gestellt werden! Was haut mich derart um, dass ich nur noch liegen kann, möglicherweise mit wenig Licht, ohne Geräusche etc.? Was kann der Auslöser dahinter sein?

Kurz zurück zu den Rückenschmerzen ... Also was schmerzt im Rücken und was könnte ein ausgeklammerter oder abgespaltener Aspekt der Seele be-deuten? Seelische Krankheiten, wie Depressionen und Psychosen werden in der Medizin schnell zugeordnet, anders verhält es sich mit körperlichen Beschwerden.

Seelische Betrachtungen finden hier meist wenig Raum in der täglichen Praxis. Da heute das deutsche Krankheitsmodell dominiert und ärztliches Handeln sich oft nicht an kontextuelle Zusammenhänge orientiert, wie in der Systemischen Aufstellungsarbeit, können Symptomaufstellungen zusätzliche Lösungswege aus der (un-) bewussten Familiengeschichte eröffnen.

Eine Symptomaufstellung bietet ergänzende Möglichkeiten

Egal ob es lang anhaltende therapieresistente Depressionen oder Autoimmunkrankheiten wie z. B. Fibromyalgie oder ME/CFS sind, ich sehe mich als ergänzender Lösungshelfer zur ärztlichen Kunst. Wenn Krankheiten und Symptome zur Belastung werden, bedarf es der Entlastung, damit vielleicht innerer Frieden wieder ins Leben einziehen kann.

Direkt selber im Raum SEIN oder einen familären Vertrauten entsenden

Wenn die Patientin/der Patient selber im Raum SEIN kann

Mir ist völlig klar, dass es nicht Jedem möglich ist 2 Tage im Raum am Kurs teilzunehmen. Am letzten Wochenende (5. und 6. Juli 2025) gab es im Kurs "Krankheiten & Symptome" drei ME/CFS-Symptomaufstellungen! 2 Patientinnen konnten tatsächlich anwesend sein. Eine Person brauchte zwischendurch Ruhephasen und zog sich dafür zurück. Auch das geht!

Um an der Aufstellung teilzunehmen, ist die Auseinandersetzung mit meinem Fragebogen wichtig. Daran schließt sich ein persönliches Telefonat, ggfs. mit Angehörigen an. Während dieses Gespräches zeichne ich ein differenziertes Genogamm um das Familiensystem "übersichtlich" abzubilden. 

Ein Genogramm sieht ein wenig so aus, wie ein Stammbaum, nur enthält es viel mehr Angaben, wie Krankheiten, wichtigen Ereignissen, Trennungen, wichtige Partner, wichtige Tiere etc. auch Daten zu Kriegsrückkehrer können entscheidend sein. Am Telefon wird das zu lösende Anliegen angesprochen, aber die Situation im Aufstellungsraum bestimmt den Beginn wirklich, wenn die Patientin, der Patient neben mir oder zwischen mir und meiner Frau sitzt. An dieser Stelle merkt "Jeder" was in dem Moment wichtig IST. Ein Anliegen wird geklärt und die Aufstellung kann beginnen ...

Wenn ein familärer Angehöriger oder eine enge Vertraute oder ein enger Vertrauter den Patienten vertritt

Der Fragebogen wird ebenso mit der Anmeldung verschickt und ein Telefonat schließt sich wie zuvor erläutert an. Bis hier ist der vorherige Vorgang gleich. Wenn eine Person bettlägerig ist, kann ein familärer Angehöriger oder eine enge vertraute Person im Raum das Anliegen vortragen, jedoch nimmt sie nicht an der Aufstellung als StellvertreterIn teil.

Ich bestimme als leitender Aufsteller eine Person, die den bettlägerigen Patienten neben mir sitzend vertritt. Ich führe mit der nun neben mir sitzenden Stellvertreterin ein Gespräch, als wenn die Patientin/der Patient selber anwesend wäre. Ohne weitere Erklärung, es funktioniert und mein Kontakt zur Angehörigen oder Vertrauten signalisiert mir zusätzlich, ob die Worte oder Reaktionen wahr sind.

Nach der Klärung des Anliegens bestimme ich eine zweite Person (Teilnehmerin bzw. Teilnehmer aus dem Stuhlkreis), die den bettlägerigen Patienten nun im Raum / im Feld vertritt. Meist beginne ich mit dem Symptom und dem Patienten. So sitzt der bettlägerige ME/CFS-Patient neben mir und ein weiterer Anteil des Patienten steht nun im Feld und interagiert mit dem Symptom. Die Aufstellung beginnt und der mögliche Lösungsweg. Die Erfahrung lehrt, dass es mit einer Aufstellung nicht getan ist. Es können durchaus in der Regel bis zu vier Aufstellungen werden, bevor sich eine Erleichterung zeigt. 

Wie ist das Setting?

Ich achte sehr darauf, das ich erfahrene Stellvertreter im Raum habe. Als anerkannter Systemaufsteller (DGfS) bin ich der Ethik-Richtlinie des Verbandes sowieso verpflichtet. Wohl wissend, das die Schwere der Krankheit auch eine gewisse Verzweifelung, Ohnmacht und Starre in der Patientin / den Patienten ausgelöst hat ... Aufstellungen sind keine Wunderheilungen ... aber oft ein erster Schritt auf dem Weg zu LEBENs- Erleichterungen.

Aufstellungsarbeit mit Kranken

Ohne Heilversprechen

Viele Klienten wünschen sich, dass die Krankheit einfach weggeht. Ich setze bei meiner Systemischen Aufstellungsarbeit auf Symptombetrachtungen und freue mich dann, wenn sich Verbesserungen (mit der Zeit) bei der Klientin, des Klienten nach einer Systemischen Aufstellung (ggfs. auch mehreren Aufstellungen) zeigen.

 

Die Entlastung einer jahrelangen Drucksituation ist manchmal berührend. Ich beobachte immer wieder das gesteigerte Selbstbewusstsein und damit den "neuen" Umgang mit der eigenen Situation. Ich biete diese Methode an, weil es beachtenswerte Erfolge in meiner Praxis gibt.

 

Das Thema „Heilung“ spielt im Zusammenhang mit Systemaufstellungen erfahrungsgemäß immer wieder eine große Rolle, die ich nicht versprechen kann.

Im Interesse der Forschung "ME/CFS (Longcovid)" der Systemaufsteller

Ich, Peter Köstel sammel die Daten meiner Aufstellungen. Mit Daten ist gemeint, die Genogramme zeigen verlässliche Zusammenhänge des Familiensystems. Z. B. aus welcher Generation kommt der Zusammenhang zur Krankheit? Was war der Auslöser? Was war der mögliche Lösungsweg? Wie geht es den Patienten, nach einem Monat, nach drei Monaten? Wieviele Systemaufstellungen hat es gebraucht um spürbare Lebensverbesserungen festzustellen?

Lösungserfolge können bei Patienten durch wissenschaftliche Tests in Kliniken oder in spezialisierten Praxen bei ME/CFS (z. B. Hand Dynamometer Test) und dem PEM  belegt werden. Wobei die Systemaufstellung dann einfach "nur" ein Helfer in kleinen oder großen Schritten sein kann. Die Rückkoppelungen von Ihnen als Betroffenen Patienten nehme ich in meine Dokumentation mit auf. Mein Interesse ist es zu dokumentieren, ob wir wirklich - "Alle" zusammen - Lebensverbesserungen für Sie erzielen konnten.

 

Dabei ist klar, das weitere wichtige Faktoren wie Ernährung oder psychologische bis bewegungsfördernden Therapien ebenso wichtig sein können, wie ein achtsames Umfeld. Für mich als anerkannter Systemaufsteller (DGfS) ist unter dem Strich nur eines wichtig, dass es Ihnen besser geht.

Beste IMPULSE aus dem HERZen von Holstein

 

Peter Köstel

Entwickler. Aufsteller. Brückenbauer.

Quelle: (c) Deutsche Gesellschaft für ME/CFS - Burden of Disease/Krankheitslast - ME/CFS – Lebensqualität - Screenshot vom 11. Juli 2025
Quelle: (c) Deutsche Gesellschaft für ME/CFS - Burden of Disease/Krankheitslast - ME/CFS – Lebensqualität - Screenshot vom 11. Juli 2025

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